Hier findet Ihr ein paar Leseproben aus

"Wer braucht schon perfekt?"


Viel Spaß!!!

Einkaufserlebnis

 

Am nächsten Samstagmorgen diskutierten die beiden über die gemeinsame Wohnung.

Die Beschaffung geeigneten Wohnraumes, meinte

Chris, solle kein Problem darstellen, schließlich sitze er als Architekt ja an der Quelle. Schwieriger schien da schon die Frage, wie das gemeinsame Domizil einzurichten sei und deshalb schlug Svenja beim Frühstück eher beiläufig vor, dass man heute zwecks Auswahl gemeinsamen Mobiliars, in eines dieser skandinavischen Möbelhäuser fahren könne, um sich dort in aller Ruhe zunächst einmal einen Überblick zu verschaffen.

Chris, der vor ein paar Jahren schon einmal in einem dieser Möbelhäuser war, glaubte sich erinnern zu können, dass es dort mit Ruhe nicht allzu weit her gewesen war. Er lehnte sich am Küchentisch zurück und gab zu bedenken, dass die dort feilgebotenen Möbel wahrscheinlich eher nicht seinem Geschmack entsprächen. Darüber hinaus sei er Architekt und kein Tischler und soweit er sich erinnere, müsse man die dort gekauften Produkte später selbst zusammenbauen. Es gebe doch da das Möbelhaus Pfingsten, in dem man Betten, Tische und Schränke käuflich erwerben könne, die frei Haus geliefert und von Fachpersonal aufgebaut würden. Dort könne man doch hinfahren.

Svenja wiederum hatte den Einwand, sie kenne das Angebot des Hauses Pfingsten sehr wohl, aber aus ihrer Sicht sei das doch wohl eher etwas für Spießer und außerdem gebe es im Geschäft ihrer Wahl auch noch lecker Essen. Nach einigem Hin und Her beschlossen sie einen, für ihre Beziehung typischen Kompromiss: Sie fuhren in das skandinavische Möbelhaus.

Ein neuer Fernseher muß her...


Chris, der an diesem Statement keinen Zweifel hegte, erkundigte sich höflich, ob es denn im Hause einen kompetenten Kollegen gebe, der ihnen vielleicht das eine oder andere Gerät erklären könne. Ihr Gesicht hellte sich auf und fast wäre ihr der Kaugummi aus dem Mund gefallen.

»Klar, der Mick!«

Ob denn der Herr Mick auch zugegen sei und eventuell sogar gesprächsbereit, forschte Chris weiter.

Ohne weiteren Kommentar stöckelte die junge Dame zu einem kleinen Stehpult und beuget sich über ein Mikrofon.

»Mick, bitte zweiundvierzig!« Das war ja ein ganzer Satz! Grammatikalisch vielleicht nicht in höchster Vollendung, aber immerhin mehr, als er von ihr erwartet hatte.

Und schon nach einer Viertelstunde erschien er, der Tech-Mick.

»Sie brauchen einen Fernseher?«

»So ist es.«

Mick trat einen Schritt zurück, legte den Kopf schief und taxierte die beiden. So wie ein Maler von seiner Staffelage zurücktritt, um sein Werk zu überprüfen.

»Okay!«, sagte er nach längerer Betrachtung gedehnt. »Ich glaube, ich weiß, welches Gerät genau zu Ihnen passt. Kommen Sie mal mit.«

Er schien aus Erfahrung zu sprechen. Zumindest er war von sich überzeugt. So schritt er, nicht ohne eine gewisse Würde, voran, blieb vor einem gigantischen Flat-Screen stehen, und wies mit einer ausladenden Bewegung auf dieses Topmodell der Unterhaltungselektronik.

»Das hier ist genau das Richtige für Sie. Viermal HDMI, DLNA, DVBT – DVBT zwei natürlich –, WiFi, DVBS und«, jetzt hielt er die Luft an, »DVBS zwei! Bildschirmdiagonale satte fünfundfünfzig Zoll, dazu empfehle ich einen passenden HD-Receiver und ein Home-Cinema-Soundsystem mit Dolby Surround. Das ganze habe ich für Sie im Sonderangebot, heute letzter Tag, für sage und schreibe schlanke zweitausendneunhundertneunundneunzig Euro, sofort zum Mitnehmen. Ein HDMI-Kabel lege ich noch on top.«

»Herr«, sagte Chris, »wir wollen nur fernsehen. Wir wollen nicht in Kontakt mit Außerirdischen treten.«

»Kein Mensch will heute bloß noch fernsehen.«

»Doch, wir!«

Mick war sichtlich irritiert. Wieder trat er einen Schritt zurück, legte den Kopf schief, diesmal zur anderen Seite, als wollte er überprüfen, ob ihm beim ersten Taxieren ein Fehler unterlaufen war.

»Ich glaube, wir haben im Lager noch einen tragbaren Schwarz-Weiß-Fernseher mit Zimmerantenne.«

»Es wird wohl auch etwas dazwischen geben«, meinte Chris gereizt.

»Und Farbe wäre auch toll«, fügte Svenja hinzu.

  1. Oma Hildes Geburtstag


Eine Weile geschah nichts. Dann erklang aus Maxens Stereoboxen das Lied vom Big Spender und der obere Teil der Torte flog, wie von Geisterhand bewegt, in hohem Bogen durch den Saal. Gleichzeitig wurde die Torte von zwei Baumarktscheinwerfern, die Max in Windeseile aufgestellt hatte, angestrahlt. Wieder passierte nichts. Plötzlich erschien ein Kopf. Ein Männerkopf. Ein dunkelhäutiger Männerkopf, um genau zu sein, mit einem sehr breiten Lächeln und strahlend weißen Zähnen. Im Rhythmus der Musik erschien dann der Rest des Körpers und während sich Chris fragte, wie ein ausgewachsener Mann in diese, wenn auch sehr große Torte passte, ging ein Raunen durch die Zuschauer. Genau genommen nur durch die weiblichen. Der Mann trug eine Polizeiuniform. Doch selbst unter dieser konnte man erkennen, dass er einen Body hatte, der sogar den Terminator vor Neid hätte erblassen lassen. Und ein gewisser Neid machte sich auch in den Gesichtszügen der männlichen Gäste breit.

Der Kerl sprang aus der Torte und begann zu tanzen, was er im Gegensatz zu Chris sogar konnte. Und zwar richtig gut. Die Frauen begleiteten seine rhythmischen Bewegungen mit anfeuerndem Klatschen, was den einsamen Tänzer dazu veranlasste, seine Krawatte zu lösen. Erst jetzt checkte Chris, womit sie es hier zu tun hatten. Männerstrip! Und der Typ hatte das geübt. Binnen weniger Sekunden war die Damenwelt im Saal Feuer und Flamme. Chris wusste bis dahin gar nicht, dass Svenja auf den Fingern pfeifen konnte.

Big Spender verstummte und Tom Jones ließ sein berühmtes Sexbomb erklingen. Max grinste breit, er war also eingeweiht. Der Polizist tanzte auf Hilde zu und setzte ihr unter dem Gejohle der Mädels seine Polizeimütze auf den Kopf. Svenja bekam den Gürtel. Ihre Augen leuchteten. Das Uniformhemd wurde aufgeknöpft. Langsam, sehr langsam. Mit jedem Knopf stieg die Stimmung unter den Frauen und als er das Hemd öffnete, kam ein Brustkorb zum Vorschein, den auch antike Bildhauer nicht perfekter aus ihrem Marmor hätten meißeln können. Die Frauen flippten aus. Die Hose wurde mit einer ruckartigen Bewegung abgerissen. Jetzt stand er nur in Unterbuchse da.

»Auszieh’n, auszieh’n!«, skandierten die Damen, Hilde allen voran. Um seiner dahingehenden Motivation etwas Vorschub zu leisten, trat sie nach vorne und steckte dem Adonis einen Zwanzigeuroschein in den Slip. Der nahm den Geldschein lächelnd wieder heraus und steckte ihn sich zwischen die Zähne. Und dann, ja dann begann er, sich auch noch die Unterhose auszuziehen. Die Stimmung kochte.